Dschinns, das sind mystische Wesen, von denen geglaubt wird, sie könnten in Menschen eindringen und diese verrückt werden lassen. Fatma Aydemir erzählt in ihrem Roman von Hüseyin Yılmaz Familie, einer Gastarbeiterfamilie der 90er-Jahre. Jeder und jede hat mit einem eigenen Dschinn, einem zentralen Unglück, das von ihm oder ihr Besitz ergreift, zu kämpfen.
Nun konnten wir vom Theaterkurs die Inszenierung von Aydemirs „Dschinns“ im Düsseldorfer Schauspielhaus selbst erleben. Diese überzeugte durch eine unglaublich facettenreiche Darstellung und Kritik verschiedenster aktueller Themen. Dabei spielt die Identitätssuche dieser Familie, ob sie nun Türken, Kurden oder Deutsche sind, eine entscheidende Rolle. Sowohl in der Türkei, als auch in Deutschland trifft Hüsseyins sechsköpfige Familie auf Diskriminierung und Stigmatisierung. Homophobie und „racial profiling“ sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Hakan, der ältere Sohn, fasst treffend zusammen, wie mit Problemen bei Hüsseyin und seiner Frau Emine umgegangen wird: „Schweigen ist die Waffe von meiner Mutter und Schweigen war ebenfalls die Waffe von meinem Vater“.
Dabei wenden sich die Schauspielerinnen und Schauspieler teils provokativ, teils komödiantisch, direkt an das Publikum und verleihen durch biografische Erzählungen, die denen der Charaktere stark ähneln, ein enormes Maß an Emotion und Relevanz. Paulina Barreiros Bühnenbild schaffte es, durch die Verschmelzung verschiedener Möbelstücke mit Boden und Wänden, die emotionale Situation der Figuren auch bildlich einzufangen.
Geschichte und Inszenierung bestechen durch ihre Aktualität und haben uns einen spannenden sowie zum Nachdenken anregenden Abend verschafft. Für alle Fans des modernen Theaters ist Dschinns diesen Sommer ein absolutes “muss”.
Vgl. für weitere Termine von „Dschinns“: https://www.dhaus.de/programm/a-z/dschinns/
Text: Christian Gorris (Q1) Foto: Herr Lopes