Logo KAG rot Kopie

Köstersweg 41
47533 Kleve

+49 (0)2821 9760-10
+49 (0)2821 9760-14

E-Mail-Kontakte:
Hier klicken!

Logo KAG rot Kopie

Telefon:

+49 (0) 28 21 / 97 60 – 10

Es war einmal ein Literaturkurs, der sich im Schuljahr Jahr 2019-2020 anschickte, die Märchensatire „Es war einmal ANDERS – Untold Fairytales“, inspiriert von „Petronella“ von Jay Williams, zu inszenieren. Doch alsbald wurden alle künstlerischen Ambitionen von der Coronapandemie dreist ausgebremst. Absage der Premiere! Das Stück ab in die Mottenkiste! Klappe zu, Stück tot! 

Πρόληψις oder Fast forward! Fünf Jahr später. Die Pandemie hat für die meisten von uns mittlerweile zum Glück ihren Schrecken verloren und so nahm sich der jahrgangsstufenübergreifende Literaturkurs der Q1 und Q2 die angestaubte Vorlage wieder vor und setzte sich zum Ziel, der Pandemie ein spätes Schnippchen zu schlagen und den Stoff doch noch auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zu bringen.

So nun arbeitete der Kurs ein Jahr lang daran, die collageartige Märchenpersiflage neu zu interpretieren. Dafür stürzten sich die Schülerinnen und Schüler in die Untiefen der Dramaturgie, der Kostümierung, des Bühnenbaus, des Kuratierens eines Soundtracks und der Lichtgestaltung, ehe am Samstag, den 14.06.2025, endlich – after 5 years in the making – die vielersehnte Premiere von „Es war einmal…anders“ stattfinden konnte. Von der Ursprungsidee bliebt dabei allerdings nicht mehr viel übrig, hatten die kreativen Kräfte des Kurses doch, wie in jedem Jahr, ein Eigenleben entwickelt.

Das Publikum verzauberte am Premierenabend ein verspielter, satirischer, bisweilen grotesk verfremdeter, wilder Ritt durch die Märchenwelt der Gebrüder Grimm und E.T.A. Hoffmanns. Nicht einmal der Umstand, dass gleich in einer der ersten Szenen der mühsam gebaute und von Toni Albrecht (Q1) kunstvoll bespielte menschliche Spiegel der bösen Stiefmutter (Hanna Sabra, Q2) dramatisch zu Bruch ging und in tausend Teile zersprang, konnte das geschulte Schauspielensemble aus dem Konzept bringen. Denn das Malheur wurde kurzerhand mithilfe der im Unterricht entwickelten Improvisationskunst in das Stück integriert, was dem Publikum einigen Respekt abnötigte, war für viele im Zuschauerraum nicht ersichtlich, dass dieser „Unfall“ keineswegs geplant war.

Im Anschluss verliefen sowohl der Premierenabend als auch die sich am Montag anschließende Schulaufführung allerdings glatt. Sei es die jugendsprachlich verfremdete Adaption von Hänsel und Gretel (Meike Hoymann und Christian Gorris, Q2) bei dem Dönerhexer (Finn Berger, Q2), sei die komische Dynamik zwischen dem egozentrischen Peter Pan (David Müller, Q2), der verpeilten Fee (Mariella Mlodzian, Q1) und der unter Ausbeutung leidenden Tinkerbell (Lavinia Baran, Q1), sei es die von Stanley Kubricks „Eyes Wide Shut“ (1999) inspirierte, groteske Schlussszene rund um Rumpelstilzchens Sekte (Carina Wingels, Q2) oder sei es schließlich die düstere, von „Schwarzer Romantik“ inspirierte Atmosphäre des Sandmanns (Thorben van Rossum, Q2), das Publikum kam durch die Vielgestaltigkeit kurzweiliger Szenenbilder ganz auf seine Kosten. Die Zielvorgabe, in diesem Jahr dem angesichts der Weltlage leidgeprüften Publikum ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, darf als erfüllt gelten. Was euch wohl im kommenden Jahr erwartet? Wartet es ab! Oder besser noch: spielt selbst mit!

P.S.: Ein besonderer Dank gilt Marc van Bentum (Abiturientia 2022), dem die diesjährige Spielzeit eine besondere Genugtuung verschafft haben dürfte, denn den Wolf hatte der nunmehr in Trier studierende und für die Proben wöchentlich extra anreisende Alumnus bereits 2019 gespielt, war damals aber wie alle anderen von „dem Virus“  ausgebremst worden. Nicht so 2025! Danke, Marc!

Text: Alexander Lopes, Fotos: Peter Schicks