Unsere beiden Oberstufenschüler Len und Lennard haben sich dafür entschieden, ein Jahr in den USA zu verbringen. Dass das Leben dort ziemlich cool, ziemlich anders und manchmal auch ein bisschen merkwürdig ist, kann man ihren Berichten und Fotos entnehmen, die sie uns ganz exklusiv zugeschickt haben. Viel Spaß beim Lesen!
Len Trent Nebelung (EF): Mein Auslandsjahr in den USA
Wo bist du genau in den USA und wie waren die ersten Tage dort?
Ich bin in Brownsville, eine mittelgroße Stadt im Valley von South Texas, direkt an der mexikanischen Grenze. Die ersten Tage waren erstmal komisch, weil das Stadtbild überhaupt nicht dem der deutschen Städte entspricht. Hier ist alles um den Highway 69 gebaut and die Stadt besteht größtenteils aus Parkplätzen, Restaurants und Wohnsiedlungen. Eine richtige Innenstadt gibt es eher auf der anderen Seite der Grenze. Dort liegt die Stadt “Matamoros”. Außerdem gibt es hier wenig bis keine Fahrrad- oder Gehwege.
Wie wurdest du in die Familie aufgenommen?
Da die Familie, mit der ich zusammen lebe, Freunde sind, die ich schon vorher kannte, war bzw. ist das Zusammenleben kein großes Problem. Auch wenn manche Interaktionen eher auf Spanisch stattfinden, ist die Sprache auch keine große Barriere.
Was waren deine ersten Eindrücke von der Schule?
Die Schule erinnert vom Aussehen sehr an die typischen Highschool-Filme. Es gibt zwei sehr gut ausgestattete Turnhallen, Felder für Fußball und Football und ein Gym. Die Schule wirkt dazu auch viel größer und hat auch deutlich mehr Schüler als es in Deutschland der Fall ist. Die Lehrer hier sind locker und der Unterricht findet viel an Laptops statt, die von der Schule zur Verfügung gestellt werden. Diese können sie aber nur stellen, weil der Schuldistrikt viele Fördergelder von der Regierung bekommt, weil die Einwohner relative schlechte „Finanzwerte“ haben. Die Schüler bekommen deshalb auch gratis Mittagessen. In den Klassen herrscht generell ein Handyverbot, wobei niemand sich daran hält und es die Lehrer auch nicht stört. Das führt dazu, dass die Schüler während des Unterrichts am Handy sind und Musik auf Kopfhörern hören.
Welche Fächer gibt es dort, die es in Deutschland nicht gibt?
Ich habe das Fach “Forensic Science”, welches sich mit Verbrechen und Polizei bzw. Detektivarbeiten beschäftigt. Dabei liegt der Fokus auf fiktiven Arbeiten und dem Analysieren von Szenen des Verbrechens. Meine anderen Fächer sind alle ähnlich zu denen in Deutschland. Es gibt aber noch andere Fächer, die ich aber leider nicht belegen konnte. Zum Beispiel Psychologie oder Fächer, die auf Collegeniveau sind. Diese können helfen Collegeplätze bzw. Stipendien zu bekommen. Da Studieren hier zehntausende Dollar kostet, sind viele motiviert und noch mehr darauf angewiesen.
Wie ist der Alltag in der Schule?
Das Essen ist hier gratis, aber bei den Schülern nicht wirklich beliebt und es werden jeden Tag Kilos an Essen weggeworfen. Der Sport ist ganz anders aufgebaut als in Deutschland. Der normale Sportunterricht kann durch Sport im Schulteam in jeglichen Sportarten ersetzt werden.
Wie ist die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern?
Ich habe oft das Gefühl, dass manche Lehrer sich weniger für Respekt interessieren und es deshalb akzeptieren, dass manche Schüler einschlafen oder am Handy sind. Manche Lehrer haben aber auch sehr gute Beziehungen zu Schülern, dies wird oft durch die verschiedenen Sportangebote ermöglicht und verstärkt. Wie bei uns am KAG – es hängt vieles vom Lehrer ab…
Wie ist das Niveau in den Fächern?
Ich habe den “normalen” Englisch Kurs gewählt und dieser ist wirklich simpel und beschäftigt sich nicht wirklich mit Stilmitteln oder Gedichten, sondern mit Textverständnis und der Fähigkeit Texte zu schreiben. Ich bin mir aber nicht sicher, ob der Schwerpunkt hier anders liegt oder diese Themen erst später behandelt werden. In Mathe ist das Problem, dass es viele Kurse zur Auswahl gibt, welche alle einen anderen Schwerpunkt haben. Ich bin im Finanz-Mathe Kurs, dort sind die Rechnungen wirklich sehr einfach, aber wir reden viel über realen Kontext, bspw. Steuern oder welche Anstellungs- und Bezahlungsarten es gibt. Die anderen Fächer sind ähnlich, außer dass die Perspektive sehr auf die USA beschränkt ist und man selten Einblicke in internationale Ereignisse oder Geschichte hat.
Was vermisst du am meisten an Deutschland?
Meine Familie und mein Zuhause! Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl ohne seine Familie zu leben und manchmal fühlt es sich komisch an daran zu denken, dass ich sie auch nicht in zwei Wochen wieder sehen werde…
Ganz knapp danach kommt das Wasser!! Es gibt kein Sprudel-Wasser, man kann das Leitungswasser nicht trinken und das gekaufte Wasser schmeckt wirklich komisch. Manchmal vermisse ich es auch Deutsch zu reden. Das Gefühl immer Englisch zu reden und trotzdem auf Deutsch zu denken und deutsche Musik und Videos zu hören/sehen ist seltsam. So müssen sich auch anderssprachige Menschen in Deutschland fühlen…
Lennard Cordes (EF): Antworten auf Fragen über mein Auslandsjahr :
Wo genau bist du in den USA?
Ich bin in Madison (Indiana), einer kleinen Stadt mit etwa 12.000 Einwohnern. Madison liegt direkt am Ohio River, welcher die Grenze zum Staat Kentucky bildet. Die nächsten mittelgroßen Städte sind Louisville und Cincinnati, die nächste Großstadt ist Indianapolis, welche etwa 2 Stunden Autofahrt entfernt ist.
Wie waren deine ersten Tage in den USA?
Meine ersten Tage in den USA habe ich in New York verbracht. Ich bin von Frankfurt aus nach New York Newark geflogen, wo ich drei Tage lang mit anderen Austauschschülern aus Europa verbracht habe. Wir hatten eine Stadtführung durch Manhattan und konnten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besuchen. Nach drei Tagen ging es mit einem zweistündigen Flug weiter nach Louisville. Ich bin zusammen mit einem anderen Austauschschüler aus Berlin geflogen, da dieser ebenfalls in Madison lebt. Am Flughafen wurden wir von unserer “local coordinatorin” abgeholt und zu unseren Familien gebracht. Die ersten Tage in Madison habe ich alleine mit meinem Gastvater verbracht, da meine Gastmutter mit meinen drei Gastgeschwistern drei Tage später aus ihrem Urlaub in Tschechien zurückgekommen ist. Ich hatte an meinen ersten eineinhalb Tagen direkt dreimal Fussballtraining. Meine Teammitglieder haben mich direkt aufgenommen und jeder war erstaunlich nett.
Wie wurdest du von deiner Familie aufgenommen?
Meine Familie hat mich super aufgenommen, sie haben bereits Erfahrung mit einer anderen Austauschschülerin gemacht, was das ganze etwas vereinfacht hat. Die Familie ist sehr nett, sie haben mir die Stadt gezeigt und dafür gesorgt, dass ich mich hier schnell zuhause gefühlt habe.
Was waren deine ersten Eindrücke von der Schule?
Die High School in Madison ist deutlich größer als das KAG, auch wenn dort nur Schüler der Stufen 9-12 sind. Schüler der Stufen 5-8 sind auf der Junior High School, welche vergleichbar mit dem KAG ist. Die Lehrer sind sehr nett und viele Leute kommen auf einen zu und suchen das Gespräch. Sehr interessant sind natürlich auch die Sportanlagen. In der Schule gibt es ein Basketballstadion und ein Fitnessstudio. Auf dem Schulcampus gibt es ein Football-Feld mit einer großen Tribüne, Fußballfelder, Baseballfelder und weiteres. Der Stundenplan ist jeden Tag gleich, 7 Schulstunden je 50 Minuten, 8:00 – 15:20 Uhr.
Welche Fächer gibt es dort, die es hier nicht gibt?
In den USA gibt es deutlich mehr Fächer zur Auswahl, man kann aber nur 7 verschiedene wählen, da der Stundenplan jeden Tag gleich ist. Es gibt Fächer über Landwirtschaft, Prinzipien des Lehrens, Kulinarische Kurse, verschiedene Künste, Gym, Kurse über Anatomie und vieles mehr. Außerdem gibt es nicht “den” Mathe-Kurs, sondern viele verschiedene Kurse, die sich meist nur auf ein oder zwei spezifische Themen beziehen.
Wie ist das Schulessen?
Das Schulessen hier ist deutlich schlechter als in Deutschland. Es gibt oft das gleiche Essen, was meistens recht wenig ist und langweilig schmeckt. Zum Essen kann man Obst oder kleine Beilagen nehmen oder für extra Geld Snacks wie Chips oder Cookies dazukaufen.
Wie ist der Sportunterricht?
Ich habe keinen klassischen Sportunterricht wie in Deutschland, sondern eine Gym-Klasse (Weight lifting). Da Fußball hier auch als Schulsport zählt, habe ich auch abgesehen vom Sportunterricht viel Sport. Ich habe normalerweise jeden Tag von Montag bis Freitag und manchmal Training nach der Schule, es sei denn wir haben ein Spiel. Manchmal trainieren wir auch samstags am Morgen.
Wie ist die Beziehung von Schülern zu Lehrern?
Die Beziehung von Schülern zu Lehrern ist hier entspannter und freundschaftlicher als in Deutschland. Teilweise sind die Lehrer auch Trainer im Sport, wo man ein anderes Verhältnis hat als in der Schule.
Wie ist das Niveau in den Fächern?
Das Niveau ist oft sehr verschieden, ich bin in Kursen, die sehr einfach sind, es gibt aber auch Kurse, die deutlich schwieriger sind. In Mathe hängt es ganz davon ab, welchen Kurs man wählt. Mein Kurs ist vergleichbar mit Mathe in Deutschland und die Schüler sind ziemlich schlau. Am schwierigsten sind Naturwissenschaften, weil dort sehr viele Fachwörter benutzt werden, die dem Deutschen kein bisschen ähneln und die man auch nicht in der Schule lernt.
Was vermisst du an Deutschland?
Ich vermisse natürlich meine Familie und Freunde in Deutschland, aber abgesehen davon vermisse ich aktuell noch nicht so viel. Manchmal würde ich gerne wieder Brötchen oder deutsches Brot essen, da es hier nur Toast gibt. Was ich auf jeden Fall nicht vermisse ist das Wetter. Hier ist es immer warm und sonnig.
Was war bis jetzt dein coolstes Erlebnis?
Mein bestes Erlebnis bis jetzt waren die drei Tage in New York und die Austauschschüler aus Europa zu treffen. Mein coolstes Erlebnis in Madison war es ein MLS Fußball Spiel in Cincinnati mit meiner Mannschaft zu gucken.
Len und Lennard, danke für diese Einblicke in eure ersten Wochen in den USA! Wir wünschen euch noch eine tolle Zeit!
Texte / Fotos: Len / Lennard (EF)